Lass mich etwas für dich tun, damit ich spüren kann, dass ich wertvoll bin.

Ich hoffe, ihr hattet eine gute Zeit in den letzten Tagen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir fällt es momentan nachts schwer, abzuschalten. Gedanken fahren Karussell und nicht mal Mediation hilft, so richtig abzuschalten. Es gibt ein Thema, das gerade sehr präsent ist, und das heißt: Grenzen setzen. 

Nein zu sagen, fällt vielen Menschen schwer. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass wir in einem Zuhause aufgewachsen sind, in dem unsere emotionalen Bedürfnisse nicht gesehen wurden. Oder in einem Zuhause, in dem es Liebe nur für Taten gab und nicht für das, was oder wer man ist. Aus dieser Unsicherheit heraus entwickeln sich Kinder zu Erwachsenen, die kein Gespür für die eigenen Bedürfnisse haben, sondern hauptsächlich für die anderer Menschen: Lass mich etwas für dich tun, damit ich spüren kann, dass ich wertvoll bin. 

Ein Resultat dieses Gefühls ist, dass es einem sehr schwerfällt, Grenzen zu setzen und für das einzustehen, dass den eigenen Bedürfnissen am nächsten kommt – mit der Folge, dass häufig an sich selbst vorbeigelebt wird. Das kann sich am Arbeitsplatz zeigen, in der Familie oder in der Beziehung zu Freunden oder romantischen Partner. Wir verfallen in ein Stadium, in dem Selbstschutz destruktive Verhaltensweisen nach sich zieht, die dafür sorgen, dass man zwar durchhält, aber gar nicht lebt. 

In der letzten Folge von “Vier Brüste für ein Halleluja”, den ich mit Sophia Thiel mache, habe ich ihr gesagt, dass ich mir wünsche, einen Dialog zu führen und nicht nur Stichwortgeberin zu sein, wobei ich selbst bei den Stichworten häufig das Gefühl hatte, von ihr nicht gehört zu werden. Das war mir wichtig, weil ich viele Jahre meines Lebens damit verbracht habe, zu verstummen, wenn andere lauter waren und es häufig nicht geschafft habe, meine eigenen Bedürfnisse zu vermitteln und vor allem zu leben. 

Es gibt drei Dinge, die mir dabei geholfen haben, meine Wahrnehmung und vor allem mein Verhalten meinen Bedürfnissen anzupassen. 

  • Ich habe angefangen, im Kleinen zu widersprechen, zum Beispiel, wenn jemand in alltäglichen Situationen unhöflich zu mir war. Das Kleine hat mich trainiert, das Große anzugehen. 

  • Ich habe mir klargemacht, dass es in Ordnung ist, wenn nicht jeder Mensch mich liebt und dass es mir andersherum ebenso geht. 

  • Ich habe viel Zeit alleine verbracht und gelernt, all meine Gefühle wertzuschätzen und anzunehmen. 

Es geht darum, dass man sich klarmacht, dass man immer die Wahl hat. Das Leben wird von jedem selbst gestaltet und geformt und alles ändert sich, sobald du deine Version deiner Realität so bastelst, wie es sich gut für dich anfühlt. Wo du klar bist, können andere sich entwickeln. Und diese Chance sollte man weder sich selbst, noch seinem Umfeld nehmen. 

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