Ohne dich kann ich nicht leben – Die große Angst vorm Verlassenwerden

In dieser Woche hat mich das Thema Verlassenheitsängste sehr beschäftigt. Verlassenheitsängste sind fiese Passagiere, die man aus der Kindheit mit ins Erwachsenenleben nimmt und die relativ schwierig loszuwerden sind. Kinder, die mit emotional unzuverlässigen oder sogar physisch vernachlässigenden Elternteilen groß geworden sind, tun sich auch im Erwachsenenleben häufig schwer, anderen Menschen Vertrauen entgegenzubringen, und zwar nicht nur in romantischen Beziehungen, sondern schlicht in allen. Ich bin selbst, wie ihr vielleicht aus meinen Büchern und meinen Podcasts wisst, ein solches Kind. Und ich habe zwar schon viele Jahre genau mit diesem Thema gearbeitet, aber trotzdem erwischt es mich noch manchmal. 

Ich führe zum Beispiel derzeit eine Fernbeziehung, was für meine Persönlichkeitsstruktur und aufgrund meiner Kindheit nicht die ideale Voraussetzung ist. Und während ich mich an Tag 1, 2 und 3 nach dem letzten Besuch tiptop fühle, merke ich an Tag 4, wie alte, völlig irrationale Ängste in mein System gekrochen kommen. Warum sollte jemand mit mir zusammen sein wollen? Warum sollte mich jemand nicht anlügen? Das sind zwei dieser Fragen, die mir mein Ego dann anbietet und die auch heute noch kurzfristig Schaden anrichten können. Mal abgesehen davon, dass ich (und damit auch du) vollkommen überlebensfähig bin ohne eine, wie in diesem Fall, Beziehung, ist das Gefühl, das solche Anfälle hinterlassen eines, das recht lange nachwirkt.

Back to Reality: Meine Tipps bei Verlustängsten

Da ich gut trainiert bin, kann ich sehr schnell wieder in die Realität zurückkehren. Ich zeige dir jetzt ein paar Tricks, die mir dabei richtig gut geholfen haben, als ich anfing, mich mit dem Thema zu beschäftigen.

  1. Werde dir über deine Verantwortung klar. Zu erwarten, dass ein anderer Mensch für dein subjektives Glücksempfinden zuständig ist, liegt absolut nicht in deren Verantwortungsbereich, sondern allein in deinem. Du, nur du, bestimmst über dein Gefühl mit dir selbst. 

  2. Lerne Selbst-Validation. Wenn du ständig von außen hören musst, dass du geliebt/gemocht/wertgeschätzt wirst, es aber selbst nicht tust, entwickelst du dich zu einem Fass ohne Boden. Und nichts, was hineingeworfen wird, wird jemals ausreichen, um dieses Fass zu füllen. Sag dir täglich, worauf du stolz bist und was du gut gemacht hast.

  3. Sei du selbst. Und zwar die authentische Version davon! Menschen, die mit Verlassenheitsangst zu kämpfen haben, neigen dazu, stark geschönte Versionen ihrer selbst anzubieten. So kann man zwar unendlich viele Persönlichkeiten entwickeln, aber eigentlich keine, die wirklich man selbst ist. Und damit wird nur der Schein geliebt, nicht aber die echte Version. In meinen Podcast kommen viele Frauen, die in Beziehungen Scheinversionen ihrer selbst anbieten. Damit lockt man aber nur Partner*innen an, die genau diese Scheinversion schätzen. 

Verlassenheitsängste sind miese Gesellen. Ich rate dir, dich genau mit ihrem Wesen auseinanderzusetzen, damit du sie möglichst schnell loswirst. Und zu erkennen, dass sie überhaupt da sind, ist schon der schwerste und zugleich der erste Schritt!

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Beziehungsstatus: Okay. Ist es die richtige Beziehung für mich?